Gursky, Andreas
1955 Leipzig
Leipzig. 1995
Fotografie. C-print auf Diasec.
165 x 215 cm Rückseitig signiert und nummeriert "1/5". Einer von 5 signierten und nummerierten Abzügen. Nicht ausgerahmt. Rahmen.
Spende von Dres. Arend und Brigitte Oetker
Provenienz: Galerie Sprüth-Magers, Berlin
Literatur: Andreas Gursky, Fotografien 1994-1998, Kunstmuseum Wolfsburg 1998
Als bekanntestes Mitglied der legendären ersten Schüler-Generation von Bernd und Hilla Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie gelangte Andreas Gursky mit großformatigen Farbfotografien zu weltweiter künstlerischer Anerkennung. Durch den Einbezug der digitalen Technik unterzog er das Medium einer radikalen Erneuerung. Die nachträgliche Bearbeitung des vorgefundenen Bildes am Computer erlaubte ihm - gleich einem Maler - das Erschaffen eines von der Wirklichkeit unabhängigen Bildes, das als Allegorie für die moderne Gesellschaft zu verstehen ist. Die Fotografie von 1995 zeigt die Baustelle der Leipziger Messe als horizontal gegliedertes Landschaftspanorama: Unter dem blauen Himmel und vor einer flachen Hügellandschaft ist der Boden durch Grabungen aufgerissen und von einer Vielzahl von vertikal aufragenden Kränen akzentuiert. Zwischen zwei Zubringerstraßen für Baufahrzeuge fällt im Vordergrund eine zusätzlich angelegte Straße ins Auge, die von rechts kommend in einer Schlaufe endet und zum Ausgangspunkt zurückführt. Mit dem Motiv der Baustelle gelang Andreas Gursky fünf Jahre nach der Wende ein Spiegelbild für den viel gepriesenen "Aufbruch Ost". Das Erlebnis des Erhabenen in der romantischen Landschaft ist der Glorifizierung der Technik gewichen. Die Zerstörung der Landschaft entlarvt das trügerische Versprechen von "blühenden Landschaften". Gursky zeigt am Beispiel seiner Heimatstadt Leipzig auf, wie im Namen von wirtschaftlichem Interesse Heimat preisgegeben wird und die Orte in einer globalisierten Welt ihre unverwechselbare Identität verlieren. Die Unsicherheit des Betrachters, was in dem Bild real und was fiktiv ist, gleicht der Verunsicherung des Menschen in der modernen Welt. Im Sinnbild der ausweglosen Straße erweist sich die Verheißung der Moderne als Illusion. (G.S.)
Gursky, Andreas
1995 Photograph. C-Print on Diasec; 165 x 215 cm Signed and numbered verso: ''1/5.'' One of 5 signed and numbered copies. The item was not deframed for the description. Framed. Provenance: Gallery Sprüth-Magers, Berlin Acknowledgement: Donation from Dres. Arend and Brigitte Oetker